ANA1-29 Marines

ANA1
Kategorie: Story Autor: ANirgends

Iwan und Igor wurden beauftragt alle Türen, welche ins Schiffsinnere führten, zu verstärken und zu verschweißen. Währenddessen verlangsamte sich die Fahrt der Montenaken, weil sie das Gebiet jenseits der virtuellen roten Linie auf der Landkarte erreicht hatte. Für Igor war das erste Zeichen dafür, dass sich etwas getan hatte, die Ankunft fremder Personen im Laderaum.
Er staunte nicht schlecht als er, ölverschmiert und den Schweißhelm mit offenem Visier am Kopf von der hinteren Verladetür kommend im Laderaum ankam und da plötzlich fünf Unbekannte erblickte, welche sich emsig mit den Kisten beschäftigten.
Es waren vier Männer in futuristischen Exoskeletten, welche unterstützt durch diese mechanischen Muskelkraftverstärker schwere Kisten aufnahmen und in den hinteren Teil des Laderaumes transportierten. Dort befand sich jetzt ein Vorhang, der das dahinter liegende verbarg. Nun, diese vier Männer schienen die gesamte Ladung hinter den Vorhang transportieren zu wollen, was aufgrund der schieren Menge an Kisten noch etliche Stunden dauern würde.
Dazwischen stand Tulcinea im Gespräch mit dem fünften Neuankömmling. Dieser war in eine trotz der Kälte im Schiff unpassend dicke Daunenjacke gehüllt und trug eine Mütze und eine Brille mit dünnen Metallrändern. Sein Blick war stechend und die Stimme schneidend. Igor warf er bei dessen Eintreten in den Laderaum lediglich einen flüchtig abschätzenden Blick zu und setzte das Gespräch mit Tulcinea fort. Sie waren beide mit einer Liste beschäftigt und redeten in einer für Igor unverständlichen Sprache.
Als er nun schon länger so dastand und keine Anstalten machte sich zu rühren, unterbrachen Tulcinea und der Fremde ihr Gespräch und Tulcinea wandte sich mit sanfter Stimme Igor zu „Das sind Meister Dargoff und seine Leute. Wir verladen die Güter jetzt so schnell wie möglich. Kümmere dich bitte um die Türen. Und ja, ich sollte euch vorstellen.“ Tulcinea wandte sich an den Dargoff genannten Fremden und sagte ein paar Worte in der fremden Sprache.
Dargoff antwortete scheinbar genervt zuerst nicht, wandte sich dann aber doch an Igor und sagte so etwas wie „gnagnoff snor“. Jedenfalls klang es für Igor genauso. „Guten Tag Herr Dargoff!“, sagte Igor höflich.
Die Beiden sahen sich in die Augen. Igor schauderte leicht über Dargoffs strengen Blick. Dann wandte sich Dargoff wieder der Liste zu, Igor ging zur provisorischen Werkbank und nahm die dort bereit liegenden Elektroden für das Schweißgerät mit.
Kurz darauf begannen sich die Ereignisse wieder einmal zu überschlagen.
Benjamin kam durch die letzte unverschweißte Tür in den Laderaum und führte eine an den Händen gefesselte Marjeka mit sich. Er bat Igor, die Tür sofort zu versiegeln und teilte allen mit, dass ein großer Militärhubschrauber im Anflug war. Vermutlich werde das Schiff jetzt geentert.
Das Team mit den Exoskeletten beschleunigte daraufhin das Arbeitstempo, aber es war abzusehen, dass ein vollständiger Abtransport trotzdem noch etliche Stunden dauern würde.
Das Schiff, welches von Benjamin mit fixiertem Steuer und langsam fahrend auf Autopilot gestellt war, erzeugte im Inneren ein leichtes Dröhnen der laufenden Motoren. Dies endete abrupt. Dafür hörte man jetzt ein leises Rotorengeräusch. Igor vermutete, dass der Hubschrauber sich knapp über dem Schiff in stehender Position befand und die darin befindlichen Männer vermutlich schon an Deck gelangt waren. Er vermutete, dass einige davon die Brücke übernommen und das Schiff gestoppt hatten. Kurz darauf sah er, wie jemand auf der anderen Seite der Tür, die er gerade verschweißt und mit Metallschienen verstärkt hatte, langsam den Türgriff nach unten drückte, aber die Tür ging natürlich nicht auf.
Er hörte ein befehlendes „Tür auf“ und zog sich verunsichert von der Tür in Richtung Laderaum zurück. Tulcinea und Dargoff, die seine Ankunft richtig deuteten, kamen auf ihn zu und beobachteten nun ihrerseits die Tür.
Keine fünf Sekunden vergingen und ein mächtiger Knall erfüllte den Laderaum. Alle gingen zu Boden. Dort wo die Tür war, befand sich vorerst eine mächtige Rauchwolke. Als diese sich zu verziehen begann, sah man, dass die Tür an einer Stelle arg verbeult war und etliche armbreite Risse aufwies, aber gerade mal so standgehalten hatte.
Als Igor hinter einem der Risse an der Tür Bewegung sah, rollte er sich zur Seite. Sein Gedanke war, dass die Angreifer eventuell vorhatten, auf sie zu schießen und er wollte keinesfalls in der Schusslinie sein.
Dargoff sagte etwas in strengem Tonfall. Er und Tulcinea standen auf und klopften sich Staub von der Kleidung.
Die beiden gingen die Decke musternd und gestikulierend durch das Schiff. Igor interessierte sich mehr für die kaputte Tür und lugte zu dieser hinüber. An der Stelle, wo sich eine verbeulte, rissige Eisentür befinden sollte, sah er jetzt eine fugenlose Stahlwand. Edel glänzend und unverwüstlich war sie genau dort, wo gerade noch die Angreifer sich einen Weg in den Laderaum schaffen wollten.
Sein fragender Blick suchte Tulcinea, doch diese und Dargoff waren nach wie vor mit der Decke des Laderaums beschäftigt. Die Decke des Laderaumes! Igor sah hinauf und entdeckte auch dort eine lückenlose, massive Stahldecke, die sich an den Ecken des Laderaums rundlich bog und sich bis zum Boden in allen Richtungen fortsetzte. Anscheinend hatte Dargoff die Gabe, eine Stahlwand zu erzeugen und damit den Laderaum für alle Außenstehenden unerreichbar zu machen.
So war es dann auch. Igor half in den folgenden Stunden Kiste für Kiste in ein fluoreszierendes Feld hinter dem inzwischen offenen Vorhang zu hieven. Was außerhalb des Laderaumes passierte, bekam Igor nicht mit. Zwei Mal glaubte er so etwas wie ein Klopfen zu hören. Vielleicht versuchten die Angreifer mittels Klopfzeichen mit ihnen Kontakt aufzunehmen oder es waren Versuche sich durch die Wand zu sprengen.
Keine Ahnung. Das Letzte was Igor mitbekam, bevor er selber, gemeinsam mit Tulcinea und Marjeka das fluoreszierende Feld betrat war, dass Iwan einen Sprengsatz am Boden des Laderaumes positionierte und aktivierte. Das Schiff musste also sinken, dachte Igor. Und keiner wird wissen, wohin sie das fluoreszierende Feld gebracht hat, bzw. wird niemand wissen, ob sie das Schiff überhaupt verlassen hatten. Mit solchen Gedanken verließ Igor die bald im Eismeer sinkende Montenaken.

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