ANA1-31 Alarm

ANA1
Kategorie: Story Autor: ANirgends

Just in dem Moment, als er sich abermals zur Ruhe legen wollte, ging ein leiser Alarm los. Es überraschte ihn, dass die Anlage auch ohne die drei Monster zu funktionieren schien. Bisher hatte er angenommen, dass diese für alle Funktionalitäten verantwortlich zeichneten.
Aber tatsächlich teilte ihm eine wohlmodulierte Stimme in akzentfreiem ANOS mit, dass der Teleskopalarm getriggert hat und eine Sichtung im definierten Areal gemacht wurde.
Teufel nochmal, durchfuhr es den Krieger. Seine Magier hatten ihn darauf hingewiesen und er hatte vor Tagen die drei Monster gebeten das Teleskop anzuweisen die TETRIS Halle zu überwachen. Und nun hatte das scheinbar tatsächlich funktioniert. Nicht nur funktioniert, dachte er jetzt aufgeregt bei sich, wenn ich mich beeile, kann ich sie sogar direkt beobachten.
Kaum hatte er das zu Ende gedacht war er schon auf den Beinen, verließ das Schlafzimmer und sprang eilends in den Schwerkraftschacht. Das war aber nicht sehr vernünftig von ihm gewesen, denn aufgrund der geänderten Schwereverhältnisse im Schacht setzte sich sein Sprung ungebremst fort und er drohte mit voller Wucht an der gegenüberliegenden Felswand aufzuprallen.
Scheinbar hatten die Erbauer ein derartiges Verhalten ihrer Kundschaft vorausgesehen, weil ein sanfter Druck von der Wand, welche er beinahe im Schwung erreicht hatte ausging und ihn am ganzen Körper erfasste und sanft abbremste. Überrascht fand er sich langsam im Zentrum des Schachtens nach oben aufsteigend. Ganz ohne Schrammen und blauen Flecken oder Beulen an der Rüstung.
Abermals staunte er über die Perfektion, welche hier auf Antiriad zu herrschen schien.
Oben angekommen sprang er über den Schachtrand, hechtete zum Teleskop und schwang sich in den komfortablen Sitz. Dieser passte sich seinen Konturen an, um ihm möglichst bequem Stütze zu sein, während er mit der Kalibrierung des Helmes auf seine Gedanken beschäftigt war.
Ungeduldig wartete er auf das Freizeichen der Anlage und begann mit der Gedankensteuerung das Teleskop manuell auszurichten. Vor lauter Aufregung hatte er vergessen, dass er neben vieler anderer Punkte auch die TETRIS-Halle als Referenzpunkt angelegt hatte und ein Kommando genügt hätte, um es am Schirm erscheinen zu lassen.
So mühte er sich mit der manuellen Steuerung ab.
Zuerst fixierte er Arca-Nihil, weil es ein guter Ausgangspunkt war.
Dann erhöhte er den Zoomfaktor ein wenig.
Orte, Berge, Flüsse waren jetzt gut erkennbar.
Er steuerte das Teleskop nach Südwesten, über Drowsbane, Valoria, die kleine Meerbucht, Pride of Sulasprynn und dann – endlich – Tlinax.
Es war Nacht, er musste grinsen und erhöhte den Zoomfaktor enorm.
Die vielen kleinen Lichtpunkte rasten auf ihn zu und er konnte jetzt die einzelnen Straßenlaternen erkennen. An einer lehnte eine vermutlich betrunkene Gestalt. Tlinax leistete sich mit dem von Arca-Nihil gestifteten Paratechnikum tatsächlich eine Straßenbeleuchtung. Und die konnte man vom Weltraum aus sehen.
„Teleskop – mach mir bitte einen Referenzpunkt. Name: ‚Tlinax‘“
Es war ein schönes Bild, das sich ihm da bot und er wollte es bei seinen nächsten Besuchen wieder betrachten. Während er so dachte, fiel ihm endlich ein, dass er zum Referenzpunkt TETRIS-Halle wechseln konnte und es nicht in der verbotenen Zone lange zu suchen hatte. Mitten in der Nacht konnte das schwierig sein.
„Teleskop – bring mich zum Referenzpunkt TETRIS-Halle.“, ordnete er an. Um seine Augen zu schonen, wendete das Teleskop einen Fadingeffekt an und verschob den Fokus etwa 50 Kilometer weiter nach Südosten.
Als das Bild wieder schärfer wurde erkannte er die markanten, kantigen Strukturen der von Wildnis überwucherten uralten Hallen. Die TETRIS-Halle war riesig, aber nur einige wenige Stellen waren für ihn interessant und die suchte er jetzt aufmerksam ab.
Bald schon bemerkte er vier Gestalten, die nur mit einer Fackel ausgerüstet auf der Halle, nahe an einem Aufstiegspunkt standen. Es war zu finster und zu klein, um etwas zu erkennen.
„Näher!“
„Noch näher!“
„Heller!“
„Ein wenig heller!“
Jetzt war es perfekt. Groß und deutlich sah er auf vier Personen hernieder. So als ob er ein paar Meter über ihnen auf einer Leiter stehen würde, konnte er die offenen Münder der Neuankömmlinge betrachten. Tulcinea war schön wie immer. Ihr irdischer Begleiter, Iwan oder so, war im Hintergrund.
„Wen hast du elende Schlampe diesmal von der Erde mitgebracht?“, redete er zu sich selber und fokussierte die Gesichter eines etwas dümmlich Dreinschauenden, bärtigen Mannes, der ihn wenig beeindruckte.
„Nicht schlecht!“, kommentierte er abermals nur für sich selbst den Ausdruck in den Augen der fremden Frau.
„Die hat vielleicht was drauf. Mal Schauen!“
Er beobachtete die Gruppe, bis sie das Dach verließ.
„Teleskop! Mach mir ein Bild von den beiden Neuen. Danke!“
Ein paar Stunden später verließ er den Mond und kehrte zufrieden auf den Planeten, „Knock knock knocking on heavens door“ brummend, zurück.

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