Wachablöse in Noric

Noric Marlen
Kategorie: Story Autor: ANirgends

Weit im Norden, in einem kleinen Fischerdorf an der Küste des Außenmeeres findet ein Gespräch statt, das Marlen schon lange so geführt haben wollte.
Endlich raus aus dem langweiligen Ort. Aber Martin, der Bürgermeister von Noric denkt nicht daran sie gehen zu lassen...

(Diese Geschichte ist Teil von Das Geheimnis der verbotenen Zone)

Unwirsch knallte Marlen ihren schweren SERAN Kampfhelm auf die Tischplatte vor sich. Alle um den Tisch sitzenden zuckten zusammen. Die Augen des Bürgermeisters schienen ihr Blitze entgegen zu schleudern, so stechend böse sah er sie jetzt an. „Martin, so geht das nicht!“ sagte sie laut und bestimmt, aber ruhig.
„Es ist alles zwischen deinem König und dem RAN abgestimmt, die Ersatzlanze ist eingetroffen und du willst genau jetzt meine Ablöseformulare nicht unterzeichnen? Hast du noch alle Tassen im Schrank?“
Einen derart rauen Ton war man von der meist recht beherrschten Marlen nicht gewohnt. Aber wer sie kannte, wusste, dass sie beinhart und stur sein konnte.
„Wir sind eine gute und erfahrene Einheit und freuen uns bereits…“, weiter kam Leutnant Lentanos nicht, als ihm schon der Bürgermeister brüsk ins Wort fiel:
„Ihr könnt euch noch so freuen hierher zu uns zu kommen, aber ihr seid eine AUFKLÄRUNGSEINHEIT! Wir brauchen Krieger. Und ein einziger Mechkrieger aus Captain Blacks Lanze hat mehr Kampfkraft als euer ganzer Haufen eitler Aufklärer.“
Das Gespräch entglitt zusehends und eine Weile folgte eine Anschuldigung der anderen. Marlen hielt sich ein wenig zurück und wartete ab, bis sich die Gemüter wieder zu beruhigen schienen. Nachdem sie eine Weile gar nichts gesagt hatte, waren nun auch die Blicke der drei Männer auf sie gerichtet. Sie atmete hörbar ein, zeigte ihr Kampflächeln in der Runde und rekapitulierte, mit anfänglich schmeichelnder, danach immer schneidenderer Stimme die Situation.
„Lieber Bürgermeister, lieber Vizebürgermeister von Noric. Ich verstehe ja, dass ihr besorgt seid und jeden nur erdenklichen Schutz von Arca-Nihil haben wollt, den ihr bekommen könnt. Noric war, ich betone, WAR, ein Austragungsort großer Kämpfe gegen die Sauhagians und die Schattenlords…“
„Den Bollenbacherhof darfst du nicht vergessen!“, warf Lukas, der Vizebürgermeister ein.
„Ja, natürlich. Der Bollenbacherhof steckt uns jetzt noch in den Knochen“, bestätigte Marlen. „Aber damit ist es vorbei. Noric lebt grundsätzlich in Frieden. Und dass meine Lanze jetzt nach Jahren der Präsenz hier abgezogen wird ist richtig und auch für uns wichtig. Wir wollen Urlaub machen, wieder Waffentrainings genießen und unsere SERAN Anzüge überholen lassen. Danach wollen wir an einen Ort, wo sich auch etwas tut. Geschichte wird derzeit im Süden von Caltha gemacht. Da braucht uns der Rat von Arca-Nihil. Lentanos Leute sind gut. Er war mit der 7’ten Legion in Nexal und hat gegen die Kurraks gekämpft. Wer das überstanden hat ist ein Held. Ich will nichts mehr von mangelnder Kampfkraft, oder so hören. Ihr seid ein kleines, zugegeben, exponiertes Dorf, dem man eine ganze Lanze – 20 Mann – als Schutz zugesteht. Einfach so, damit ihr besser schlafen könnt. Ich bin zwar nur ein kleiner Captain, aber ich habe gute Beziehungen. Wenn ihr jetzt nicht sofort unterschreibt und wir die Zeremonie endlich beginnen können, werde ich nicht ruhen bis das Legionskommando jegliche Unterstützung für Noric verweigert. Dann könnt ihr zu eurem König nach Neophlan pilgern. Soll er doch selber für die Sicherheit in seinem Dorf bürgen.“
Nach einer theatralischen Kunstpause folgte noch ein,
„Also, hier ist der Stift.“
Heftig platzierte Marlen den erwähnten Stift auf den vor Martin liegenden offiziellen Papieren, wegen denen sie sich gerade in den Haaren lagen, und sah ihm dabei durchdringend in die Augen. So lange, bis Martin den Blickkontakt abbrach und seufzend den Stift in die Hand nahm, um ihn nachdenklich zwischen den Fingern zu drehen.
„Nun gut, ich wollte nur dass ihr nach eurem wohlverdienten Urlaub und Waffentraining wieder zu uns kommt. Wir vertragen uns so gut. Hier kennt euch jeder und ihr hättet es auch sehr schön.“
„Du vergisst, warum wir ursprünglich hergekommen sind. Wir testeten hier, vor vielen Jahren, die damals neue Mechtechnologie. Noric war ideal dafür, weil abgelegen. Nur wegen Dir, haben meine Männer und ich anschließend einige der besten Jahre unseres Lebens, bei Fischsuppe und Fischschnaps vergeudet.“
Ihre Worte waren etwas heftiger, als beabsichtigt. Aber sie wollte klarstellen, dass es ein endgültiger Abschied war. Auch wenn die Zeit für sie in Noric tatsächlich viel besser gewesen war, als Marlen jetzt zugegeben hatte.
Aber die Worte saßen. Endlich wurden die Dokumente alle unterzeichnet. Jetzt war es offiziell, dass ab 111.H01 Arca-Nihil Zeitrechnung (kurz ANZ) die 108.Schwere Lanze von der 464.Aufklärungslanze abgelöst wurde.
Bürgermeister, Vizebürgermeister, Captain Marlen Black und Leutnant Lentanos verließen das Besprechungszimmer im Rathaus und traten auf den in der Mittagssonne hell gleißenden Platz, vor dem Gebäude hinaus. Hier waren die beiden Lanzen vollständig angetreten. Bürgermeister, Gemeinderat, Sarnpriester und Apotheker vorneweg ging es nun im Festzug durch das kleine Dorf Noric. Hinter den Repräsentanten des Dorfes folgte die kleine Dorfkapelle, welche Marschmusik spielte. Dahinter gingen Blacks schwere Legionäre und am Ende des Zuges folgten die Aufklärer mit ihren 4 Pferden.
Der Umzug endete auf dem Dorfplatz, wo hunderte Schaulustige dem Spektakel beiwohnten. Die Legionäre nahmen Aufstellung vor der Tribüne. Auf Kommando schlugen alle 40 die Haken zusammen und salutierten. Akustisch war das recht beeindruckend, weil 18 SERAN Stahlstiefel und zwei Demon100 Mechfüße einen lauten metallischen Aufpralleffekt erzeugten.
Die danach herrschende Stille am Dorfplatz nutzend hielten der Bürgermeister, sein Vize und die beiden Lanzenkommandanten ihre Reden an die Legionäre und die Dorfbevölkerung.
Die Veranstaltung dauerte etwa eine Stunde. Danach marschierten die beiden Lanzen unter Applaus im Gleichschritt vom Dorfplatz. Die Neuankömmlinge nahmen den Weg hinauf zum alten Hippogriffturm. Das war seit jeher die Unterkunft von Legionären in Noric. Blacks Lanze marschierte hingegen zum nahe gelegenen Lufthafen und schiffte sich auf der dort wartenden ‚ANS Ravenstein‘ ein. Es war ein Luftschiff der Westendklasse und ausreichend geräumig für den Transport einer Lanze. Die Männer und Frauen der Lanze legten ihre Rüstungen ab und genossen den Flug nach Arca-Nihil.

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